Wie finanziert man als Deutscher eine Immobilie in Österreich?
So mancher Grenzgänger und Urlauber aus Deutschland überlegt sich in Österreich mit eigenem Grundstück, Haus oder Wohnung sesshaft zu werden. Doch schnell mal eine Immobilie im rot-weiß-roten Nachbarland kaufen – so einfach ist das nicht. Hier erfahren Sie, wie Sie diesen Wunsch in die Tat umsetzen und welche Wege in Österreich zu einer Baufinanzierung führen.
Baufinanzierung oder Ratenkredit vergleichen |
Inhaltsverzeichnis
Ausländer-Grundverkehrsbehörde |
Probleme mit Banken |
Welche Banken finanzieren? |
Welche Kosten fallen an? |
Vergleich & Beratung |
Wohnbauförderung |
Fazit, Video & häufige Fragen |
Hintergrundwissen zum Thema Baufinanzierung für deutsche Staatsbürger
Im Gegensatz zu Schweizer Staatsbürgern genießen Deutsche beim Immobilienkauf in Österreich alle Rechte von EU-Bürgern. Theoretisch können sie im ganzen Land Immobilien erwerben und müssen hierzu lediglich einige wenige Auflagen erfüllen. Ein entscheidendes Kriterium für den Erwerb einer Immobilie in Österreich ist deren Nutzung.
Plant ein deutscher Käufer, seinen ständigen Aufenthaltsort nach Österreich zu verlegen und damit auch Steuerinländer zu werden, bestehen keinerlei Hinderungsgründe, dass Bau oder Kauf einer Immobilie genehmigt werden. Es genügt, die entsprechende Bestätigung beim Grundbuchamt einzureichen – der Eigentumsübertrag erfolgt fließend.
Anders sieht es aus, wenn die Immobilie als Freizeitwohnsitz dient, der Erwerber also auch künftig ein Steuerausländer bleibt. Damit der Eintrag im Grundbuch erfolgen kann, muss eine Genehmigung für die Nutzung als Zweitwohnsitz vorliegen. Diese und den Freizeitwohnsitzbescheid muss der Käufer beim Grundbuchamt einreichen.
Tipp: Unabhängig davon, wie Sie Ihre Immobilie später nutzen werden, sollten Sie sich als Erwerber um den Freizeitwohnsitzbescheid kümmern. Damit sind Sie grundsätzlich auf der sicheren Seite. Wird die Immobilie ohne Genehmigung als Zweitwohnsitz genutzt, droht die Zwangsversteigerung!
Immobilie in Österreich erwerben: Der erste Weg führt zur Ausländer-Grundverkehrsbehörde
Für EU-Bürger, die weder ihren Hauptwohnsitz in Österreich haben noch in Österreich ihrer hauptberuflichen Tätigkeit nachgehen, gilt: Bevor man als Ausländer ein Objekt in Österreich sein Eigen nennen darf, steht der Gang zur sogenannten Ausländer-Grundverkehrsbehörde an. Diese Behörde stellt die Erwerbsgenehmigung zum Kauf eines spezifischen Objekts in Österreich aus.
Dazu benötigt die Behörde folgende Unterlagen:
- Antrag auf Genehmigung (Formular)
- Vertragsentwurf
- Erklärung der Nutzung der Liegenschaft
- Lageplan der Liegenschaft
- Grundbuchauszug
- Reisepass
- Weitere Dokumente bei juristischen Personen und Vereine (help.gv.at)
Die gesetzliche Basis bildet das sogenannte Grundverkehrsgesetz. Als Landesrecht liegt es in Österreich in neun unterschiedlichen Fassungen vor und gilt immer nur in dem Bundesland, für welches es verfasst worden ist. Hier ist eine Auflistung aller neun Grundverkehrsgesetze der Bundesländer in Österreich abrufbar.
Die jeweilige Grundverkehrsbehörde, bei der der Antrag auf Erwerbsgenehmigung gestellt wird, findet man entweder am Amt der zuständigen Landesregierung oder in der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde.
Immobilie als Deutscher in Österreich finanzieren: Banken haben so ihre Probleme
Viele deutsche Staatsbürger möchten Immobilien in Österreich finanzieren. Dabei stellt sich zunächst die Frage: Baufinanzierung in Österreich abwickeln? Oder lieber zu einem Kreditgeber in Deutschland gehen? Denn beides ist theoretisch möglich, allerdings stößt man schnell auf Probleme: Deutsche Banken können sich nicht im österreichischen Grundbuch eintragen. Österreichische Banken wiederum können das Einkommen im Ausland nur sehr schwer pfänden und als Sicherheit werten. Wie gehen also die jeweiligen Banken in Deutschland und Österreich vor?
Welche deutsche Bank finanziert Immobilien in Österreich?
Da Österreich EU-Mitglied und direktes Nachbarland ist, sind Finanzierungsanfragen bei jeder deutschen Hausbank möglich. Der Grundbuchprozess ist nahezu identisch zu dem in Deutschland und die Bank benötigt keine beglaubigten Übersetzungen. Stimmen Bonität und Eigenkapitalquote von mindestens 20 Prozent, sollte nichts gegen eine Finanzierung sprechen. Dennoch gibt es einen Haken, der trotz guter Bonität, die Finanzierung in Deutschland oft unmöglich macht.
Deutsche Banken können sich nicht im österreichischen Grundbuch eintragen lassen, für sie entfällt also die obligatorische grundbücherliche Besicherung. Daher verlangen sie bei einer Auslandsfinanzierung nicht nur das zu erwerbende Objekt als Sicherheit für den Kredit. Als potenzieller Erwerber müssen Sie üblicherweise noch eine in Deutschland vorhandene Immobilie als zusätzliche Sicherheit stellen. Diese muss entsprechend einen Beleihungsrahmen aufweisen, der eine zusätzliche Grundschuld für die Auslandsfinanzierung ermöglicht.
Wer bereits in Deutschland eine nahezu schuldenfreie Immobilie besitzt, wird für sein Traumhaus in Österreich den Aufwand vermutlich in Kauf nehmen. Wer in Deutschland hingegen nur zur Miete wohnt, dürfte mit einer Finanzierung in Österreich durch eine deutsche Bank arge Probleme bekommen.
So gesehen ist die Finanzierung einer Immobilie in Österreich über eine Bank in Deutschland generell nur die zweitbeste Lösung. Zumal viele Kreditinstitute in Österreich spezielle Finanzierungen für ausländischer Staatsbürger parat haben.
Tipp: Um eine österreichische Immobilie über eine Bank aus Deutschland zu finanzieren, müssen genügend beleihbare Ersatzsicherheiten vorhanden sein. Mit einer auslaufenden Lebensversicherung, einem gefüllten Aktiendepot oder einer abbezahlten Immobilie als Sicherheit haben Sie bei nahezu allen Banken bessere Finanzierungs-Chancen.
Welche österreichische Bank finanziert Immobilien für Deutsche in Österreich?
Die hohe Nachfrage nach Immobilien in Österreich durch Deutsche und die restriktive Haltung der Banken im Nachbarland führte dazu, dass sich Kreditinstitute in Österreich längst auf diese Zielgruppe spezialisiert haben. Dabei unterscheidet sich der Finanzierungsprozess kaum.
Einige wenige Unterschiede zu Deutschland gibt es allerdings:
Begrifflichkeit: Der Überbegriff Immobilienfinanzierung wird je nach Finanzierungsart im Detail anders bezeichnet:
- Hypothekenkredit: wenn die Finanzierung durch eine Bank erfolgt.
- Hypothekendarlehen: wenn die Finanzierung durch eine Bausparkasse erfolgt.
- Baufinanzierung: wenn es um einen Neubau geht.
- Hausfinanzierung oder Wohnfinanzierung: wenn eine Bestandsimmobilie finanziert wird.
Eigenkapital und Bonität: Stärker noch als deutsche Kreditinstitute favorisieren österreichische Banken die Eigenkapitalformel 20 Prozent des Kaufpreises zuzüglich Erwerbsnebenkosten. Im Idealfall liegen die Eigenmittel somit um die 30 Prozent – das erleichtert die Finanzierung.
Zinssätze: Anders als in Deutschland spielen variable Zinsen in Österreich eine größere Rolle. Häufig kombinieren Kreditnehmer Darlehen mit festem und variablem Zinssatz. Eine ebenfalls geläufige Finanzierungsvariante sind Cap-Darlehen: Hier wird gegen eine geringe Cap-Prämie eine Obergrenze für variable Bauzinsen vereinbart. Richtwert für den variablen Zins ist in der Regel der EURIBOR.
Abgesehen von Eigenkapital, Bonität und Zins bestehen die üblichen Voraussetzungen für die Kreditvergabe an deutsche Käufer:
- Letzte drei Gehaltsabrechnungen oder Jahresgehaltsnachweis
- Nachweis zu bestehenden Eigenmitteln
- Unterlagen zur Immobilie: Exposé, Pläne, Kaufvertragsentwurf
- Finanzierungssumme samt Kostenaufstellung und Finanzierungsplan
- Detaillierte Haushaltsrechnung
- Lichtbildausweis und Schufa-Selbstauskunft
Tipp: Mit dem Vorhandensein benannter Sicherheiten erreicht Sie auch in Österreich eine bessere Bonität. Deutsche favorisieren vielfach bekannte Institute aus ihrem Heimatland. Beispielsweise die Allianz-Versicherung, die attraktive Baufinanzierungen für Liegenschaften in Österreich anbietet. Weiters die ING, die als ING Austria Kunden aus Deutschland spezielle Baufinanzierungen für den Standort Österreich offeriert.
Immobilie in Österreich kaufen: Mit welchen Kosten müssen Erwerber rechnen?
Die gute Nachricht vorweg: Für deutsche Käufer einer Immobilie in Österreich liegen die Erwerbsnebenkosten rund 30 Prozent unter denen in Deutschland. Im Einzelnen setzen sie sich zusammen aus:
Maklercourtage
Die Maklerprovision beträgt zwischen drei und vier Prozent des Kaufpreises und wird, wie auch in Deutschland üblich, zwischen Käufer und Verkäufer aufgeteilt. Hinzu kommt eine Umsatzsteuer von 20 Prozent. Die österreichische Immobilienmaklerverordnung gibt hier klare Grenzen vor.
- Kaufpreis bis 36.336,42: drei Prozent
- Kaufpreis von 36.336,43 bis 48.448,57: 1453,46 Euro netto
- Kaufpreis ab 48.448,58 Euro: vier Prozent
Notargebühren und Grundbucheintrag
Hiesige Notare oder Rechtsanwälte kalkulieren zwischen zwei bis fünf Prozent des Kaufpreises für ihre Dienstleistungen ein. Der Grundbucheintrag allein kann mit rund 1,1 Prozent des Kaufpreises kalkuliert werden. Mittlerweile wird das Standardgrundbuch als digitales Grundbuch geführt.
Grunderwerbsteuer
Für die Grunderwerbsteuer werden in Österreich 3,5 Prozent der Bemessungsgrundlage fällig. Bei nahen Angehörigen beträgt die Grunderwerbsteuer lediglich zwei Prozent. Eine Erbschafts- oder Schenkungsteuer gibt es in Österreich nicht.
Tipp: Für Ihre Immobilienfinanzierung in Österreich sollten Sie insgesamt mit einer Nebenkostenbelastung um die zehn Prozent des Kaufpreises rechnen.
Baufinanzierung als Deutscher in Österreich – auch hier zählen Vergleich und Beratung
Wer in Deutschland eine Baufinanzierung sucht, wird heute kaum noch zu seiner Hausbank gehen und ohne Prüfung deren Angebot annehmen. Gleiches gilt in Österreich – die erstbeste Offerte ist längst nicht das Beste. Haben Sie also Interesse an einer Baufinanzierung in Österreich, kommen Sie an einem Kreditvergleich nicht vorbei.
Online-Vergleichsportale: Vergleichsportale für Baufinanzierungen bieten Ihnen als Kreditnehmer die notwendige Transparenz. Digitale Vergleichs- und Beratungsprozesse sind in Salzburg, Kärnten oder der Steiermark ebenso die Regel wie in Bayern oder Berlin. Da es für Ausländer oft recht mühsam ist, geeignete Banken und Bausparkassen in Österreich selbstständig zu erkunden, sollten Sie den Vergleich Ihrer Baufinanzierung einem unabhängigen Profi überlassen, der alle Eigenheiten bei österreichischen Finanzierungen kennt. Deren Dienste sind vielfach kostenlos.
Professionelle Finanzberatung nutzen: Gute Angebote, die auch tatsächlich in Ihrem Sinne als Kunde sind, liefern unabhängige Finanzierungsberater. Diese Unternehmen bieten, analog den Plattformen in Deutschland, Zugriff auf eine große Anzahl von Banken und Finanzinstituten. Sie wissen bei Anfragen meist direkt, welches Institut für die Finanzierung infrage kommt und treffen eine erste Vorauswahl. Weiters stehen Sie bei ungeliebten Detailarbeiten wie Kaufabwicklung oder das Einreichen von Fördergeldern helfend zur Seite.
Das alles spart Ihnen als Kunde Zeit und Geld. Sie sind von der ersten Anfrage bis zur Auszahlung des Immobiliendarlehens nicht auf sich allein gestellt und der daraus resultierende Zeitvorteil liegt überdies klar auf der Hand.
Immobilienerwerb für Deutsche: Die Wohnbauförderung in Österreich
Nicht nur Inländer können sich beim Kauf, Bau oder Sanierung von Haus und Wohnung fördern lassen. Alle EU-Bürger, die ein Objekt in Österreich erwerben, sind förderungsberechtigt und können in den Genuss von billigen Darlehen sowie Zuschüssen kommen.
Die Wohnbauförderung ist, wie auch bei unseren Nachbarn in Deutschland, Ländersache. Worauf sie ihren Fokus in Sachen Förderung richten, und welche Immobilieneigner berechtigt sind, entscheiden die neun Bundesländer Österreichs selbst. Mehr Informationen zum Thema Wohnbauförderung im jeweiligen Bundesland finden Sie auf der Website help.gv.at.
Tipp: Nur Liegenschaften als Hauptwohnsitz werden in Österreich gefördert. Ferienimmobilien oder Zweitwohnsitze sind aus den Förderungen ausgeschlossen. Um zu den berechtigten Förderwerbern zu gehören, dürfen weiters gewisse Einkommensgrenzen nicht überschritten werden.
Fazit zur Immobilienfinanzierung in Österreich
Wer sich als Deutscher in Österreich für eine Immobilie interessiert, muss nicht groß umdenken. Vieles in Sachen Erwerb und Finanzierung von Haus oder Wohnung ist identisch, einige Formulierungen und Prozesse weichen allerdings ab. Die Bescheinigung für den „Freizeitwohnsitz“ ist kein Hexenwerk, sondern je nach Bundesland sogar sehr einfach erhältlich – gleiches gilt für die Wohnbauförderung bei Hauptwohnsitzen.
Wo man letztendlich seine Liegenschaft finanziert – in Deutschland oder Österreich – müssen Interessenten selbst entscheiden. Größtes Hindernis bei Immobilienfinanzierung in Österreich über eine deutsche Bank sind hohe Sicherheitshürden. Eine grundbücherliche Besicherung ist für deutsche Kreditinstitute hierzulande nicht möglich, das erschwert insbesondere potenziellen Käufern ohne Immobilie und zusätzliche Sicherheiten in Deutschland den Traum vom Eigenheim bei uns.
Unabhängig davon: Als Ausländer sollte man beim Erwerb einer Immobilie immer einen Finanzierungsprofi vor Ort hinzuziehen – das spart nicht nur Nerven und Zeit, es führt letztlich zum passenden Objekt mit optimaler Finanzierung.
Video: Immobilie kaufen in Österreich – so ist der Ablauf
Quelle: ImmoAnwalt / YouTube
FAQ Baufinanzierung in Österreich für Deutsche
Wie kann ich eine Immobilie in Österreich finanzieren?
Es gibt eigens auf Finanzierungen für Deutsche spezialisierte Berater, die Sie bei der Kommunikation mit der Bank in Österreich unterstützen. Alternativ können Sie eine Immobilie auch bei einer Bank in Deutschland finanzieren.
Brauche ich einen Wohnsitz in Österreich, um dort ein Haus zu kaufen?
Nein, Sie brauchen aber eine Zweitwohnsitz-Bescheinigung, falls Sie den Hauptwohnsitz nicht nach Österreich verlegen wollen. In Sachen Wohnbauförderung ist ein Hauptwohnsitz in Österreich aber zwingend notwendig.
Welche Bank finanziert Immobilien in Österreich?
Einige österreichische Banken haben besondere Angebote für Deutsche, um diese finden und vergleichen zu können empfehlen wir einen Finanzierungsberater. Alternativ sind Finanzierungen auch direkt über einen Online-Vergleich möglich.
Wie finde ich eine Bank, die Immobilien in Österreich für Deutsche finanziert?
Der sicherste und einfachste Weg ist zweifelsfrei der Kontakt zu einem Finanzierungsberater. Dieser kennt den Markt in Österreich und weiß, wer als Ansprechpartner infrage kommt.
Wie erfolgt eine Baufinanzierung in Österreich?
Die Finanzierungsvarianten sind mit denen in Deutschland weitgehend identisch. Immobilienkredite mit variablen Zinsen spielen in Österreich allerdings eine deutlich größere Rolle. Bausparen, Forward-Darlehen und Cap-Darlehen sind ebenfalls weit verbreitet. Die Bauzinsen in Österreich bewegen sich in etwa auf dem Niveau in Deutschland.