Was soll sich bei der Vergabe von Seniorenkrediten in Österreich ändern?
Dass ältere Menschen in Österreich häufig keinen Kredit mehr erhalten, ist ein offenes Geheimnis. Justizministerin Alma Zadić, Sozialminister Johannes Rauch sowie Seniorenrats-Präsidentin Ingrid Korosec haben dieser Altersdiskriminierung bei der Kreditvergabe an Seniorinnen und Senioren den Kampf angesagt. Eine neue Kredit-Novelle wird die Kreditaufnahme künftig erleichtern bzw. überhaupt erst ermöglichen.
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Inhaltsverzeichnis
Hierauf müssen Sie achten |
Erleichterungen seit Mai 2023 |
Der Weg zum richtigen Kredit |
Verwendungszwecks |
Fazit, Video und häufige Fragen |
Hintergrundwissen zum Thema Seniorenkredite in Österreich 2024
Seniorinnen und Senioren in Österreich haben es schwer in Sachen Kreditvergabe – selbst dann, wenn sie Sicherheiten bieten können. Damit wird ab Mai 2023 Schluss sein, denn durch eine Novelle des Hypothekar- und Immobiliengesetzes kommen deutliche Erleichterungen für die sogenannten Seniorenkredite. Dennoch bieten bereits jetzt viele Kreditinstitute in Österreich Finanzierungen auch altersunabhängig an, sofern deren Rückzahlung gesichert ist.
Kredite im Alter – hierauf müssen Sie achten
Ob und bis zu welchem Alter man Kredite bekommt, hängt meist von der Kreditart ab. Während durch Wertpapiere besicherte Lombardkredite in der Regel altersunabhängig sind, und bei gewährten Überziehungsrahmen am Girokonto die monatlichen Geldzuflüsse im Vordergrund stehen, spielt bei Konsumkrediten und Immobilienfinanzierungen in Österreich das Alter durchaus eine wichtige Rolle.
Höchstalter beachten: Die meisten Banken in Österreich haben Altersgrenzen, bis wann eine Finanzierung abbezahlt werden muss. Bei Wohnbaukrediten ist es üblich, dass die letzte Rate mit dem 80. Geburtstag beglichen sein sollte. Klassische Konsumkredite setzen hingegen in der Regel Altershöchstgrenzen von 75 Jahren voraus. Bausparkassen in Österreich haben wiederum vorwiegend kein oder ein sehr hohes Endalter. Weiters besteht die Möglichkeit einer Finanzierung bei ausländischen Kreditinstituten, die in Österreich aktiv sind. Hier sollten Sie aber die Vorgaben bezüglich der monatlichen Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben (Haushaltsrechnung) beachten.
Voraussetzungen kennen: Als Pensionist an Kredite in Österreich zu kommen, ist allerdings noch von weiteren Faktoren abhängig. Am wichtigsten ist ein hohes Einkommen, um die Kreditraten auch auf kürzere Laufzeiten bezahlen zu können. Alternativ können Sie auch mehr Eigenmittel einbringen. Zukünftig wird bei der Kreditvergabe im höheren Alter weiters das Vorhandensein von Sicherheiten im Fokus stehen – dies ist zumindest in den Ausführungen zur geplanten Änderung des Hypothekar- und Immobilienkreditgesetzes (HIKrG) zu lesen.
Tipp: Hohes Einkommen und zusätzliche Sicherheiten sind der Schlüssel zum Krediterfolg. Je höher das maximale Endalter für eine Finanzierung bei einem Kreditinstitut ist, desto größer ist Ihr Handlungsspielraum. Nach Umsetzung der gesetzlichen Änderung des HIKrG 2023 wird es eher darauf ankommen, ob der Kreditnehmer selbst seinen Kredit noch zu Lebzeiten vollständig tilgen kann oder nicht.
Kreditvergabe an Senioren – Erleichterungen seit Mai 2023
Die gute Nachricht: Ab Mai 2023 sollen Senioren durch eine Neuregelung im Hypothekar- und Immobiliengesetzes einfacher Kredite bekommen. So soll bei der Kreditvergabe zukünftig die Lebenserwartung und das damit verbundene Endalter in den Hintergrund rücken. Kreditentscheidungen werden dann auf Basis vorhandener Sicherheiten getroffen. Damit wird beispielsweise auch der Weg für die Finanzierung energetischer Sanierungen durch Senioren, welche per ESG in Österreich zunehmend gesetzlich verpflichtend werden, frei.
Die wichtigsten Änderungen der Kreditnovelle für Konsumenten im Überblick:
- Ableben des Kreditkunden: Im Falle des Ablebens sollen Banken Kredite nicht mehr automatisch kündigen dürfen. Den Erben soll die Möglichkeit gegeben werden, den bestehenden Kredit zu übernehmen.
- Verwertungsvereinbarung: Diese soll in Kreditverträgen wegfallen. Banken können somit die Immobilie, welche den Kredit besichert, nicht sofort nach Ableben des Kreditnehmers veräußern. Dies dient insbesondere dem Schutz von Familienangehörigen, wenn sie die Immobilie selbst bewohnen, aber nicht im Kreditvertrag aufgeführt sind.
- Vererben von Krediten: Weiters sollen Kredite künftig weitervererbbar sein. Erben treten so automatisch als Gesamtrechtsnachfolger in den Kreditvertrag ein – mit allen vereinbarten Rechten und Pflichten.
- Nachsichtspflicht: Schließlich sollen Kreditinstitute zu angemessener Nachsicht verpflichtet werden. Falls sich Erben beispielsweise den Kredit nicht leisten können, bekommen sie so Zeit und Möglichkeit, selbst die Immobilie zu verkaufen und den Kredit mit dem Verkaufserlös zurückzuzahlen.
Seniorenkredite aufnehmen – so kommen Sie im Alter zum richtigen Kredit
Spezielle Seniorenkredite sind am Markt nach wie vor eine Seltenheit. Seniorinnen und Senioren werden bislang entweder durch die allgemeinen Vergaberichtlinien des Kreditinstituts mit abgedeckt oder aber als Kreditnehmer in vielen Fällen sogar ausgeschlossen. Haben Sie als potenzielle Kreditnehmer bereits die 60 Jahre überschritten, dann sollten Sie auf folgende Punkte besonders achten:
Einkommen: Für die maximal mögliche Laufzeit von Kreditverträgen muss Ihr frei verfügbares Einkommen ausreichen, um die fiktive Kreditrate zu decken. Fiktiv bedeutet, dass Zinsen und Kreditrate in der Praxis deutlich höher liegen – trotz aktueller Kreditzinsen 3 bis 4 Prozent müssen Sie mit Sollzinsen um die 6,0 Prozent jährlich rechnen. Manchen Banken machen jedoch eine Ausnahme im Falle einer langfristigen Fixzinsbindung: Hier wird oft nur der fixe Startzins als Kalkulation für die fiktive Rate herangezogen.
Eigenmittel: Je höher Ihre eingebrachten Eigenmittel ausfallen, desto geringer ist die erforderliche Kreditsumme und desto höher ist auch die Sicherheit für die Bank. Dies zusammen ermöglicht Ihnen deutlich bessere Konditionen. Um zinsgünstig an Geld für größere Anschaffungen zu kommen, ist weiters die Belehnung Ihrer Immobilie möglich.
Bausparkassen: Bausparkassen in Österreich zeigen sich durchweg seniorenfreundlich – liegt das maximale Endalter für Finanzierungen sogar zwischen 80 und 95 Jahren. Weiters erfolgt die Kreditvergabe samt Konditionen nach eigenen Regeln. Bausparkassen verfügen über hohe Geldreserven, die sie antizyklisch als Kredite in Österreich vergeben können. So kommen auch ältere Kreditnehmer – mit entsprechenden Eigenmitteln – bei Bausparkassen meist deutlich schneller zu Finanzierungen.
Ausländische Banken: Insbesondere einige deutsche Banken, die am österreichischen Markt tätig sind, stellen auch bisher schon eine Ausnahme dar. Gerade in Bezug auf das mögliche Endalter von Krediten zeigen diese hohe Flexibilität. Entsprechende Bonität vorausgesetzt, haben Senioren hier gute Finanzierungsaussichten.
Seniorenkredite – wofür werden sie verwendet?
Grundsätzlich können Senioren, ebenso wie jüngere Kreditnehmer, theoretisch Finanzierungen für alle Zwecke abschließen – insbesondere auch Wohneigentum erwerben, Anlageimmobilien kaufen, oder energetische Maßnahmen durchführen. Verfolgen Sie die bekannten Motive des Immobilienkaufes wie Sicherheit und Altersvorsorge, können Banken mit einer Fremdfinanzierung aushelfen – selbst wenn die Eigenmittel für das Objekt nicht ganz ausreichen sollten.
Vielfach gibt es aber heute im höheren Alter Sonderfälle, bei denen es um die Finanzierung von Pflegemaßnahmen oder aber auch eines besseren Lifestyles geht. Dafür können Sie dann unbelastete Immobilien beispielsweise zur Auszahlung einer kreditfinanzierten Rente oder einer Einmalauszahlung für größere Anschaffungen belasten.
Fazit: Kredit aufnehmen im Alter zukünftig deutlich einfacher
Höheres Alter und mögliche Kreditbewilligung – das galt in Österreich lange Zeit als Problem. Dies hat der Gesetzgeber erkannt und sollte mit der neuen Novelle des Hypothekar- und Immobilienkreditgesetzes (HIKrG) ab Mai 2023 weitestgehend der Vergangenheit angehören.
Natürlich sind Kreditinstitute auch in Zukunft verpflichtet, auf die Rückzahlungsfähigkeit dieser Klientel zu achten – und das ist gut so. Allerdings dürfte die Kreditvergabe an Senioren in Österreich deutlich zielführender gestaltet werden – insbesondere auch für deren Erben, die mit bestehenden Finanzierungen dann deutlich flexibler und sicherer handeln können.
Video: Mehr Kredite für Senioren: „Nicht wie Idioten behandeln“
Quelle: krone.tv / YouTube
FAQ Seniorenkredite
Wann ist man zu alt für einen Kredit?
Ein Maximalalter gibt es nicht, das Gesetz in Österreich gibt keine Altersgrenze für Kredite vor. Die Praxis zeigt allerdings, dass die meisten Banken keine Darlehen an Personen vergeben, die älter als 75 Jahre (Konsumkredite) bzw. 80 Jahre (Immobilienkredite) sind. Entscheidend ist dabei das Alter der Kreditnehmer zum Ende der Kreditlaufzeit.
Kann man mit 80 Jahren noch einen Kredit aufnehmen?
Grundsätzlich ist die aktuell noch möglich. Die meisten österreichischen Banken haben Altersgrenzen, bis wann eine Finanzierung abbezahlt werden muss – meist liegen diese bei 75 oder 80 Jahren. Bausparkassen ermöglichen Finanzierungen oft sogar noch länger.
Wie hoch sind derzeit die Kreditzinsen in Österreich?
Aktuell sind, gute Bonität vorausgesetzt, bei Immobilienkrediten in Österreich variable Zinsen ab gut einem Prozent möglich, fixe Zinsen ab 2,25 %. Bei zweckungebundenen Krediten liegen die Zinskonditionen ab rund drei Prozent.
Wie lange zahlt man 100.000 Euro Baukredit ab?
Grundsätzlich gilt: Je höher Ihre Monatsraten ausfallen, desto eher ist die Kreditsumme zurückgezahlt. Bei einem 100.000-Euro-Kredit begrenzen viele Kreditgeber die Laufzeit auf zehn oder 12 Jahre. Nur in seltenen Fällen werden von Banken maximale Zeiträume von 15 Jahren oder länger angeboten.
Kann ich als Deutscher in Österreich einen Kredit aufnehmen?
Als deutscher Staatsbürger können Sie grundsätzlich auch einen Kredit in Österreich aufnehmen. Der entscheidende Vorteil gegenüber anderen EU-Mitgliedsstaaten: In Österreich gilt es keine Sprachbarrieren zu überwinden, denn die Amtssprache ist Deutsch.