Wie tickt die junge Generation beim Thema Geld?
Die junge Generation in Österreich ist sparsamer als viele vermutet. Insbesondere ihre Sorgen wegen hoher Inflation und drohender Armut im Alter sind groß. Wie intensiv beschäftigen sich junge Leute mit ihrem Geld, wie steht es um ihre Finanzbildung und welche Möglichkeiten haben sie? Eine Bestandsaufnahme.
Hintergrundwissen zum Thema Geldanlagen für junge Leute
„Wovon willst du später einmal leben?“ Diesen Satz hat wohl jeder junge Erwachsene schon einmal gehört, wenn es um die eigene Zukunft geht. Eltern und Großeltern sorgen sich nicht nur in Sachen Berufswahl ein, sondern auch bei der Altersvorsorge der Kinder undc Enkel – für eine Zeit also , die noch in weiter Zukunft liegt.
Geldanlagen sind für junge Leute erst einmal zweitrangig: Nach der Schule geht es vor allem um die Frage, ob eine Ausbildung oder ein Studium begonnen wird, ob ein längerer Auslandsaufenthalt geplant wird oder ob vor dem weiteren Lebensweg ein Work-and-Travel- oder Au-Pair Jahr ansteht.
Auch, wenn die Interessen woanders liegen und die Finanzen meist knapp sind, sollten junge Menschen den Vermögensaufbau nicht völlig vernachlässigen. Und das tun sie in aller Regel auch nicht – wie zahlreiche Studien zeigen.
Inflation beschäftigt nicht nur „die Alten“
Nicht nur bei Rentnern und Familien in Österreich geht die Angst um: die Angst vor Rekord-Inflation, dem Kaufkraftverlust des eigenen Geldes. Das ergab die unlängst vorgestellte Studie. Somit ist ein Wirtschaftsthema noch vor Krieg und Klimawandel ganz oben auf die Liste der jugendlichen Sorgen gerutscht.
Hohe Preise und steigende Zinsen treffen die Jugend hart: Energie, Mieten und tägliche Konsumkosten werden immer häufiger zur Existenzfrage. Kredite sind oft unbezahlbar. Und als Sparer? Auch hier hat man nach jahrelangen Nullrunden trotz leicht anziehender Sparzinsen seine liebe Mühe, die aktuelle Geldentwertung nur annähernd auszugleichen. Um eine fundierte Entscheidung in Sachen Geldanlage treffen zu können, müssen sich gerade junge Sparer einige Fragen stellen:
- Welche Geldanlagen gibt es überhaupt?
- Wo investiere ich mein Geld?
- Und was ist aktuell die beste Geldanlage für mich?
Dies alles hat auch Einfluss auf das Spar- und Konsumverhalten, wie die beiden Autoren Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann der, eingangs erwähnten Studie, feststellen: „Jeder beziehungsweise jede Dritte sagt, sie müssten aufgrund der Inflation jetzt auf Dinge verzichten, auf Dinge, die sie sonst gerne konsumiert hätten.“ Das können Kleidung, Essen oder Freizeitaktivitäten, aber auch die Mitgliedschaft im Fitnessstudio. Sparen ist angesagt in der jungen Generation – zunehmend allerdings in einer anderen Bedeutung.
Geldanlagen für junge Leute: Die Angst vor Altersarmut geht um
Neben der aktuellen Lage treibt die sogenannte Generation Z, also junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren, ein weiteres bekanntes Thema um: die Angst vor einer drohenden Altersarmut. „Einerseits wollen sie etwas zurücklegen, sie wissen aber: Eigentlich haben sie kaum etwas, um es zurückzulegen“, so Jugendforscher Schnetzer. Man stelle sich die Frage: Lohnt es sich eigentlich, etwas zurückzulegen? Neben den vielen Krisen sei das große Thema der jungen Generation aber auch Zuversicht.
Junge Generation spart wieder mehr: Das bestätigt auch der unter jungen Leuten beliebte schwedische Zahlungsdienstleister Klarna in seinem Money-Management-Report: Danach spart die junge Generation mehr als in früheren Jahren und sogar mehr als ältere Generationen. Die 18- bis 24-Jährigen legen 13 Prozent ihres Einkommens zurück, bei den Millenials, also den 25- bis 40-Jährigen, sind es insgesamt sogar 15 Prozent. Das Unternehmen, das besonders jungen Kunden Dienstleistungen zum digitalen Management ihrer Finanzen anbietet, hat zudem herausgefunden, dass junge Menschen Banking oder Börsen-Geschäfte überwiegend am PC oder via App regeln. Insgesamt sei das Finanzmanagement viel aktiver geworden. Kontostand und Ausgaben werden viel häufiger kontrolliert als in früheren Jahren.
Geldanlagen für junge Leute: bei der Finanzbildung hapert`s oft noch
Ein großes Manko wird indes beim Thema Geldanlage der jüngeren Generation deutlich: der weit verbreitete Mangel an Finanzwissen. Junge Menschen in Österreich sind mit der Niedrigzinsphase der letzten Jahre aufgewachsen. Sparzinsen waren tabu, meist blieb nur die Wahl zwischen Girokonto oder Aktien und ETFs. Zwar haben sich die jungen Leute sehr wohl mit dem Thema befasst – viel stärker sogar als die Generationen davor –, aber einseitig mit Fokus auf den Aktienmarkt. Was bis heute fehlt, ist eine umfassende Finanzbildung an den Schulen. Ein bekanntes Problem, nicht nur in Österreich.
Jugendliche wollen mehr Finanzbildung: Dabei wünschen sich gerade viele Jugendliche mehr Finanzbildung bereits an Schulen. Dies könnte den Umgang mit Geld und Geldanlageentscheidungen deutlich leichter und effektiver gestalten, und vor allem Verschuldung vorbeugen: Laut der erwähnten Studie sind um die 20 Prozent der Jugendlichen aktuell verschuldet. Was wenig verwundert, denn für junge Menschen ist es dank Sofort-Ratenkauf und Finanzierung via Internet einfacher geworden, Schulden zu machen. Motto: Jetzt leben, später zahlen!
Geldanlagen für junge Leute: Was zählt heute in Sachen Geldanlage?
Die junge Generation hat wenig Berührungsängste beim Thema Geldanlage – und das ist gut so. Börse, Rendite und Risiko sind für viele kein Gegensatz mehr. Wer heute als junger Mensch in Österreich Kapital und Sparvermögen aufbauen möchte, kommt am Thema Aktien, Fondas, ETFs oder Anleihen kaum umher. Diese Formen der Geldanlage bieten langfristig deutlich höhere Renditen als das schnöde alte Sparbücherl, aber auch klassische Tages- und Festgelder. Der ein oder andere entscheidet sich sicherlich für einen Sparplan oder einen Bausparvertrag. Dagegen ist nicht einzuwenden – aber wahre Renditen locken eben auch hier nicht.
Geldanlagen für junge Leute: Aktien und Fonds für mehr Rendite
Das erste Ziel bei einer langfristigen Börsenstrategie ist der Aufbau eines Grundgerüsts für weitere Investments. Hochspekulative Anlagen sollten dabei zunächst außen vor bleiben. Steht das Grundgerüst, können diese – zu einem kleinen Teil! – der Gesamtstrategie beigemischt werden. Bei den Wertpapieren zählen vor allem Optionsscheine zu den hochriskanten Anlageformen.
Aktien zählen zur etwas riskanteren Geldanlage. Sie können mit einzelnen Titeln eine sehr hohe Rendite erzielen, aber ebenso auch hohe Verluste einfahren. Das Risiko kann nur reduziert werden, wenn Sie Ihre Aktien sorgfältig auswählen, breit streuen und einen langfristigen Anlagehorizont haben. Für junge Menschen ist das kein Problem. Empfehlenswert ist eine Mischung aus Dividendenaktien und Wachstumsaktien.
Aktiv gemanagte Aktienfonds kauft man über seine Hausbank oder beim Onlinebroker. Sie werden von einem Fondsmanager betreut, der aktiv den Markt beobachtet und Aktien hinzukauft oder verkauft. Grundsätzlich streuen Sie mit einem Fonds Ihr Risiko breiter als mit einzelnen Aktientiteln. Und: Neben den Depotgebühren sollte man unbedingt die Verwaltungskosten erkunden – diese können je nach Fonds sehr stark schwanken.
Geldanlagen für junge Leute: ETFs und Anleihen als Turbo
ETFs (Exchange Traded Funds) und ETF-Sparpläne sind ebenfalls eine Möglichkeit zur langfristigen Geldanlage bei kurzfristiger Verfügbarkeit des Kapitals. ETFs bilden in den meisten Fällen Börsen-Indizes wie beispielsweise den ATX, den DAX oder den S&P 500 ab. Dank der breiten Streuung hält sich Risiko in Grenzen. Da ETFs nicht aktiv gemanagt werden, verursachen diese Indexfonds weiters weniger Kosten als Aktienfonds. Trotz der kurzfristigen Verfügbarkeit eignen sich ETF-Sparpläne für langfristige Geldanlagen, um zwischenzeitliche Verluste schlimmstenfalls aussitzen zu können. Auf lange Sicht ist die Wertentwicklung in der Regel deutlich besser uns ein klarer Performance-Turbo für die Jugend.
Mit Anleihen borgen sich Staaten oder Unternehmen Geld von ihren Anlegern und zahlen dies am Ende einer festgelegten Laufzeit zuzüglich Zinsen zurück. Obwohl Anleihen als sichere Investition gelten, bleibt immer das Risiko einer Unternehmensinsolvenz oder einer Staatspleite. Entscheidend sind die Rankings der Länder – bei Österreich gibt es da kein Problem.
Geldanlagen für junge Leute: Rohstoffe und Edelmetalle als Klassiker in der Krise
Die Anlage in Rohstoffen ist für Einsteiger ebenfalls nicht empfehlenswert. Physische Rohstoffe erzielen Rendite ausschließlich durch Wertsteigerungen, die aber kaum vorherzusehen sind. Eine Ausnahme bilden Edelmetalle wie Gold oder Silber. Diese können physisch (Barren und Münzen) oder in Form von Goldsparplänen in geringem Umfang (maximal fünf bis zehn Prozent des Vermögens) dem Anlageportfolio beigemischt werden – eignen sich aber nicht für eine ausschließliche Geldanlage. Gerade in Krisenzeiten sind Gold und Silber als sicherer Hafen gefragt – allerdings schwanken die Gold und Silberpreise und sind stark von der aktuellen Nachfrage abhängig.
Geldanlagen für junge Leute: Trendsetter Crowdinvesting und Kryptowährungen
Kryptowährungen und Crowdinvesting sind ein interessantes Thema und gerade bei jungen Anlegern immer stärker in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen. Eine Anlage in Digitalwährungen oder Unternehmensprojekte im Immobilienbereich sind aber hochspekulativ und können zu hohen Verlusten führen. Die möglichen Renditen fallen allerdings ebenfalls hoch aus. Neben den Wertschwankungen machen auch ungeklärte Regulierungsfragen, insbesondere Digitalwährungen zu ungeeigneten Anlagen für die eigene Altersvorsorge. Gleiches gilt für das Crowdinvesting, bei dem für Beteiligung in der Regel feste oder variable Zinssätze gezahlt werden, im Pleitefall kann Ihr gesamter Anlagebetrag verloren gehen kann.
Geldanlagen für junge Leute: Die Immobilie als Sicherheit
Vermietete Immobilien zählten zwar in den letzten Jahren zu den profitabelsten Geldanlagen überhaupt. Als Immobilieninvestor lassen Sie Ihr Geld bei der Bank für sich arbeiten, und Ihre Mieter zahlen Zins und Tilgung in Idealfall zurück. Eine sichere Geldanlage, die langfristig zu attraktiver Rendite führt, gerade in Zeiten hoher Inflation. Allerdings sind Immobilien – egal ob als Kapitalanlage oder selbst genutzt – aufgrund der hohen Einstiegskosten in der Regel keine Option für junge Anleger. Zudem sind die Zinsen zur Immobilienfinanzierung seit 2022 deutlich gestiegen und hohe Kosten für Sanierungen oder Renovierungen machen Rücklagen nötig. Immobilienfonds senken hier die Einstiegshürde deutlich. Viele Immobilienfonds sind aber nur begrenzt handelbar und durch die Konzentration auf eine Anlageklasse auch anfällig für Wertverluste.
7 Tipps zur Geldanlage für junge Leute
- Versuchen Sie, immer eine Reserve von zwei bis drei Nettogehältern (Monatsbudgets) für unvorhergesehene Ausgaben bereitzuhalten.
- Finden Sie eine gute Balance zwischen Risiko und Sicherheit und investieren Sie nur Geld, das Sie nicht zum Lebensunterhalt brauchen.
- Machen Sie sich Gedanken über das Ziel der Anlage und beginnen Sie frühzeitig mit dem Sparen.
- Verzichten Sie zum Anfang auf spekulative Anlagen, bei denen hohe Verluste möglich sind.
- Streuen Sie Ihre Anlagen zur Risikominderung und überprüfen Sie regelmäßig, ob Sie Teile in eine andere Anlageklasse umschichten sollten.
- Starten Sie in der Karriere durch, passen Sie die Sparzahlungen an, sobald sich Ihr Einkommen ändert.
- Vernachlässigen Sie nicht Ihre Ausbildung oder Ihr Studium, ein erfolgreicher Abschluss ist Voraussetzung für ein zukünftiges sicheres Einkommen.
Fazit zu Geldanlagen für junge Leute
Frühzeitig mit der Geldanlage ist wichtig, denn es verlängert den persönlichen Anlagehorizont deutlich. Langfristige Anlagen führen zudem in den meisten Fällen zu einer besseren Rendite, da zwischenzeitliche Verluste durch eine schlechte Wirtschaftslage über eine lange Laufzeit ausgeglichen werden können.
Tages- und Festgelder eignen sich als solide, flexible Basis. Geldanlagen in Wertpapiere sind risikoreicher als Anlagen auf Festgeld- oder Tageskonten. Gerade bei ETFs und Fonds lässt sich aber das Risiko durch eine breitere Streuung verringern. Bei Aktienfonds gibt es zudem Mischfonds, die zum Teil auf festverzinsliche Anlagen setzen und nur einen Teil des Sparbetrags in risikoreichere Papiere investieren. So ergibt sich automatisch eine Verteilung auf verschiedene Anlageklassen, ohne selbst aktiv zu werden.
Die meisten Geldinstitute bieten Wertpapiersparpläne an, viele verlangen einen monatlichen Mindestbetrag von nur 25 Euro. Insbesondere in Ausbildung und Studium – wenn die Kasse größtenteils noch knapp ist – lässt sich so mit kleinen regelmäßigen Beträgen bequem und risikoarm ein kleines Vermögen aufbauen, das später individuell eingesetzt werden kann – vom ersten Haushalt bis zur Altersvorsorge. Verbessert sich die finanzielle Lage, kann die Sparrate jederzeit aufgestockt werden.
Edelmetalle wie Gold oder Kryptowährungen hingegen sind nicht unbedingt die erste Wahl, zur Geldanlage in jungen Jahren. Hier sollten Rendite und Risiko besonders abgewogen werden. Wer langfristig denkt, Sicherheit sucht und über die nötigen finanziellen Möglichkeiten verfügt, sollte über eine Immobilie zur Geldanlage nachdenken. Auch hier kann ein Einstieg mit einer kleinen günstigen Wohnung sinnvoll sein, die in späteren Jahren zur Finanzierung einer größeren Immobilie eingesetzt wird.
Video: Investieren in deinen 20ern: Erfolgreich ins Leben starten!
Quelle: Finanzfluss / YouTube
FAQ Geldanlagen für junge Leute
Worauf muss ich als junger Mensch bei der Geldanlage achten?
Junge Menschen neigen manchmal zu einer höheren Risikobereitschaft und spekulative Anlageformen locken mit hohen Renditen. Neben möglichen Gewinnen sind aber auch hohe Verluste möglich. Achten Sie beim Einstieg vor allem auf einen soliden Vermögensaufbau mit der richtigen Balance zwischen Chance und Risiko, und riskieren Sie nur kleine Summen bei riskanteren Anlageformen.
Was ist die beste Geldanlage zurzeit?
Neben Tagesgeld, Festgeld und Sparanlagen kommen auch Kauf von Investmentfonds, Immobilien(fonds), Edelmetallen oder Aktien in Betracht. Grundsätzlich eignen sich Investitionen in Sachwerte (Aktien, Aktienfonds, Immobilien) als Mittel gegen die Inflation.
In welchem Alter sollte man anfangen Geld zu investieren?
Je früher, desto besser! Als Faustregel raten Finanzexperten, dass man ab einem Alter von 25 Jahren jährlich 15 Prozent seines Einkommens sparen sollte, und dabei im Leben durchschnittlich mehr als 50 Prozent der Ersparnisse in Aktien stecken sollte.
Warum junge Menschen in Aktien investieren?
Gerade zu Zeiten von hoher Inflation und Niedrigzins kann sich der Aktienkauf lohnen. Denn im Gegensatz zu Tagesgeldkonto oder Girokonto haben Sie mit Aktien oder gemanagten Fonds eine größere Chance auf Rendite. Und auch der Corona-Crash hat gezeigt: Der Markt erholt sich relativ schnell von Krisen.
Wie viel sparen junge Leute?
92 Prozent der Generation Z, also Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, legen Geld zur Seite. Bei den Babyboomern, die zwischen 56 und 75 Jahre alt sind, sparen hingegen nur 66 Prozent. Die Jüngeren legen dabei durchschnittlich 13 Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante, die älteren sieben Prozent.