Was geht in Sachen nachhaltig Bauen in Österreich?
Nachhaltiges Bauen steht bei Immobilieninteressenten in Österreich aktuell hoch im Kurs. Über die Jahre hinweg hat die Akzeptanz für Niedrigenergiehäuser, Passivhäuser oder 3-Literhäuser mehr und mehr zugenommen. Was diese Kategorien in Sachen Energieverbrauch und Bauweisen unterscheidet, haben wir für Sie erkundet.
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Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Punkte |
Energieeffizienz im Fokus |
Passivhäuser |
1,5 oder 3-Liter-Haus |
Finanzierung |
Fazit, Video und häufige Fragen |
Hintergrundwissen zum Thema nachhaltig Bauen
Niedrigenergiehäuser, Passivhäuser oder 3-Literhäuser sorgen nicht nur für ein angenehmes und gesundes Raumklima, sie ermöglichen Bauherren auch, ökologisch und zugleich klimaneutral zu bauen.
Wer aber nachhaltig bauen möchte, der hat einiges zu beachten. Im Fokus stehen zahlreiche Maßnahmen in Sachen Gebäudeerrichtung, Heizungstechnik und aktiver Wärmedämmung. Zu den wichtigsten Punkten einer nachhaltigen ökologischen Bauweise zählen insbesondere:
- die grundsätzliche Südorientierung und Verschattungsfreiheit des Gebäudes,
- eine kompakte Gebäudehülle im Verbund mit bestem Wärmeschutz,
- das wärmebrückenfreie Bauen sowie die Dichtheit der Außenhülle,
- Der Einbau hochwertiger Fenster und Türen als Kollektoren
- die Frischluft Vorwärmung inklusive einer Lüftung der Wohneinheit mit Wärmerückgewinnung,
- der Verzicht auf eine konventionelle Heizungstechnik,
- sowie eine kontrolliert angelegte Wohnraumlüftung.
Das Niedrigenergiehaus – Energieeffizienz im Fokus
Niedrigenergiehäuser sind quasi der Einstieg in das ökologische nachhaltige Bauen. Es handelt sich hierbei um Gebäude mit einem Heizwärmebedarf von weniger als 50 kwh / m² a (Kilowattstunden pro Quadratmeter Nutzfläche und Jahr) sowie maximal fünf Liter Energiebezugsfläche pro Jahr. Die entspricht einem Ölverbrauch von rund vier Litern je m² pro Jahr.
Erreicht wird dies in erster Linie durch eine ausreichende Wärmedämmung mit Maßnahmen wie Wärmeschutzverglasungen, erneuerbarer Energieträger zu Heizzwecken, die Nutzung von Sonnenenergie durch Solaranlagen für die Warmwasseraufbereitung und Heizung, Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen sowie passiv genutzte Sonnenräume und Wintergärten.
Tipp: Solche Maßnahmen gelten sowohl für Neubauten als auch bei der Sanierung bestehender Gebäude als obligatorisch, um den Standard eines Niedrigenergiehauses zu erfüllen.
Das Passivhaus – die konsequente Weiterentwicklung
Als eine Weiterentwicklung der Niedrigenergiehäuser gelten sogenannte Passivhäuser. Diese zeichnen sich durch einen Heizwärmebedarf von höchstens 15 kvh / m² a sowie eine Energiebezugsfläche von bis zu 1,7 Liter pro Jahr aus, was einem Ölverbrauch von maximal 1,5 Litern je m² pro Jahr entspricht.
Passivhäuser verfügen über kleinstdimensionierte Heizanlagen wie Einzelöfen, werden mit Hilfe von kontrollierter Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung beheizt, häufig in Kombinationen mit der Nutzung von Sonnenenergie oder anderen Alternativenergieträgern.
Dies ist Grundlage, den verbleibenden Energiebedarf komplett durch erneuerbare Energien zu decken und insgesamt weniger Energie zu verbrauchen als aktuell durchschnittliche Neubauten in Österreich, welche allein Haushaltsstrom für die Warmwasserbereitung benötigen.
Tipp: Gelten diese Maßnahmen für Neubauten mittlerweile vielfach zum Standard, ist bei der Sanierung von Bestandsgebäuden hierfür ein ungleich höherer Aufwand nötig. Dies sollten Sie zusammen mit einem Sanierungsfachmann vorab erkunden.
Das 1,5- oder 3-Liter-Haus – niedrigster Energielevel für die Zukunft
Das sogenannte 1,5- und 3-Liter-Haus zählt aktuell mit zum höchsten Standard in Sachen Energie effizienten Bauens. Solche Niedrigenergiehäuser haben einen Heizenergieverbrauch von maximal drei Liter Heizöläquivalent pro m² oder weniger.
Sie zeichnen sich durch beste Wärmedämmung, modernste Fenstertechnik mit aktiver und passiver Sonnenenergienutzung, entsprechendem Sonnenschutz für den Sommer und automatischer Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung sowie einer einfachen Kleinstheizung für die verbleibenden 20 bis 30 Heiztage pro Winter aus.
Tipp: Diese energetischen Maßnahmen eigenen sich fast ausschließlich für neu geplante Immobilien. Wer sich einen äquivalenten Energielevel in seiner Bestandsimmobilie wünscht, sollte zusammen mit einem qualifizierten Energieberater mögliche Alternativen erörtern.
Finanzierung von nachhaltigem Bauen: Immer mehr Banken springen auf den Zug auf
Was wäre nachhaltiges Bauen ohne entsprechende Immobilienfinanzierungen? Dies haben Baken in Österreich längst erkannt und nutzen ihrerseits grüne Finanzierungen fürs Marketing, sondern mit Blick auf die Zukunft. Zwar hoffen Kreditnehmer bei Banken vielfach noch auf bessere Konditionen als bei einer normalen Baufinanzierung – das Spektrum grüner Kredite wächst aber auch in Österreich und betrifft längst nicht nur Ökosiedlungen.
Kunden suchen moderne Finanzierungen: Einerseits verschärfen die Banken ihre Kriterien für die Kreditvergabe. Anderseits sind es die Kunden selbst, die den Wandel in Sachen nachhaltiger Baufinanzierung vorantreiben. Weiters ist bei grünen Gebäuden das regulatorische Risiko – für Besitzer wie Banken – deutlich reduziert: Das Risiko also, dass eine Immobilie künftig durch schärfere Umweltauflagen teuer nachgerüstet werden muss oder im schlimmsten Fall sogar wertlos wird.
Banken bieten Zinsnachlässe: So bieten immer mehr Banken in Österreich deutliche Zinsnachlässe bei der Finanzierung von Bau oder Kauf nachhaltiger Immobilien. Auch zahlreiche Sanierungs- und Modernisierungskredite werden explizit offeriert. Weiters können Immobilienfinanzierer auch auf Angebote auf Deutschland zurückgreifen – hier haben sich insbesondere Direktbanken auf entsprechende Nachfrage eingestellt.
Erfüllt ein zu bewertendes Gebäude die strengen Kriterien laut Taxonomie-Verordnung nicht, kann es sich mit einem anerkannten Nachhaltigkeitszertifikat dennoch für eine grüne Finanzierung qualifizieren. Anerkannte und akzeptierte Partner sind vor allem Zertifikate der ÖGNI, DGNB, aber auch Zertifikate der Klassifizierungssysteme LEED und BREEAM.
Tipp: Egal ob Neubau oder spätere Sanierung – brauchen Sie ein zinsgünstiges Baudarlehen, sollten Sie nach entsprechenden Offerten Ausschau halten und verhandeln. In Österreich und Deutschland gibt es hier bereits einige Angebote.
Fazit: Nachhaltig bauen, günstiger finanzieren
Energie sparen – CO2 binden: Diesem Kredo folgen nachhaltige Immobilien in Österreich seit Jahren. Häuslebauer haben hier vielfältige Möglichkeiten, Besitzer von Bestandsimmobilien müssen bisweilen die Möglichkeiten energetischer Sanierungen zusammen mit Energiefachläuten mühsam ausloten.
Für beide Klientele gilt dies auch in Sachen Finanzierung. Immer mehr Banken in Österreich und bei unseren Nachbarn in Deutschland haben das sogenannte Green Finance für ihre Portfolios entdeckt – auch bei Krediten zeigt sich eine deutliche Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit. Wir empfehlen Ihnen: Genau vergleichen und Banken deutlich auf Möglichkeiten ansprechen.
Video: Passivhaus erklärt in 90 Sekunden
Quelle: Pinwheel Structures / YouTube
FAQ Niedrigenergiehaus und Passivhaus
Was versteht man unter einem Niedrigenergiehaus?
Meist werden hiermit Häuser bezeichnet, die weniger Energie verbrauchen als rechtlich erlaubt ist. Der internationale Richtwert für Niedrigenergiehäuser liegt bei einem Heizenergiebedarf von maximal 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Sie besitzen in der Regel eine luftdichte sowie wärmegedämmte Hülle und lassen selbst im tiefsten Winter nur sehr wenig Wärme entweichen.
Was ist der Unterschied zwischen einem Passivhaus und einem Niedrigenergiehaus?
Bei einem Passivhaus brauchen Sie eine Wohnraumlüftung sowie darüber hinaus kein Heizsystem. Bei einem Niedrigenergiehaus hingegen ist eine Wohnraumlüftung zwar empfohlen, aber kein Muss. Eine Heizung hingegen schon. Die Investitionskosten beider Varianten sind in etwa vergleichbar.
Welche Nachteile hat ein Passivhaus?
- deutlich höhere Baukosten
- kompakte Bauweise mit weniger Gestaltungsmöglichkeiten
- trockenere Raumluft und wartungsintensive Lüftungsanlage
- geringe Möglichkeiten die Raumtemperatur anzupassen
Welche Hauptmerkmale weisen Drei-Liter-Häuser auf?
Das Konzept des Fraunhofer Instituts für Bauphysik erstellt beschreibt einen Haustyp mit einem Verbrauch von 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Umgerechnet entspricht dies einem Verbrauch von drei Liter Öl auf einen Quadratmeter. Die Außenwand Dämmung muss mindestens 45 cm betragen. Weiters erfordern das Dach, die Decken und der Keller eine gute Dämmung, die Fenster sollten 3-fach Wärmeschutzscheiben haben.
Was steht im Energieausweis?
Mit dem Energieausweis wird der Energiebedarf eines Gebäudes ermittelt. Zustand von Fenstern, Türen, Wänden und Heizung werden eruiert und für eine Gesamtberechnung herangezogen. Damit können relativ rasch energetische Schwachstellen an der Immobilie aufgezeigt werden: fehlende Dämmung, alte Fenster, Wärmebrücken etc.
Was kostet der Energieausweis? Und wer zahlt?
Die Höhe der Kosten für einen Energieausweis ist nicht per Gesetz definiert. Sie schwanken je nach Art der Immobilie und sind weiters von der Lage der Immobilie abhängig. Generell kann man für ein Einfamilienhaus mit rund 500 Euro, bei einem Mehrparteienhaus mit etwa 1.000 Euro rechnen. Es empfiehlt sich, die Preise mehrere Anbieter zu vergleichen.
Kauf und Verkauf: Wird für den Verkauf eines Gebäudes ein Energieausweis benötigt, kommt der Verkäufer für die Kosten auf. Im Kaufvertrag festgelegt sein, dass die Kosten vom Käufer erstattet werden müssen.
Mietverträge: Im Mietrechtsgesetz trägt der Vermieter die Kosten. Sie fallen unter Erhaltungsaufwand und sind keine Betriebskosten. Der Vermieter kann diese Kosten als Ausgaben in der Hauptmietzinsabrechnung ansetzen.