Was zeichnet einen Gemeinschaftskredit aus?
Beim Gemeinschaftskredit gibt es mindestens zwei Kreditnehmer, meist sind es Eheleute. Viele Banken bieten diesen aufgrund des geringeren Ausfallrisikos zu attraktiven Konditionen an. Gemeinschaftskredite sind sinnvoll, wenn ein einzelner Kreditnehmer über eine geringe Bonität bzw. keine Sicherheiten verfügt. Allerdings sollte man sich nicht aus reiner Gefälligkeit für ein Gemeinschaftsdarlehen mit Partner, Freunden oder Bekannten verpflichten lassen.
Ratenkredit vergleichen |
Inhaltsverzeichnis
Worum handelt es sich bei einem Gemeinschaftskredit?
Bei Krediten kann grundsätzlich zwischen Einzeldarlehen und Gemeinschaftskredit unterschieden werden. Einzelkredite übernehmen typischerweise alleinstehende und nicht verheiratete Personen. Beim Gemeinschaftskredit müssen mindestens zwei Kreditnehmer den Darlehensvertrag unterschreiben – in der Praxis sind das in den meisten Fällen Eheleute, die das Darlehen gemeinsam aufnehmen.
Ursprünglich war der Gemeinschaftskredit im Bankwesen ein Zusammenschluss mehrerer Kreditgeber, um hohe Kreditsummen zu stemmen. Inzwischen sind Gemeinschaftskredite ein gängiges Mittel der Finanzierung vieler Privatkonsumenten in Österreich – beispielsweise beim Erwerb von Haus und Wohnung, um kostspielige Reisen zu finanzieren, oder einen langgehegten Konsumtraum zu verwirklichen.
Wann bietet sich der Gemeinschaftskredit an?
Ein Gemeinschaftskredit ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie als einzelner Kreditnehmer nicht über die ausreichende Bonität verfügen, um von der Bank überhaupt ein Darlehen zu erhalten. Die Kreditwürdigkeit spielt gerade bei der Vergabe hoher Kreditsummen eine entscheidende Rolle. Dementsprechend erfragen die Banken vor einer Kreditvergabe die Bonität ihrer Antragsteller bei Wirtschaftsauskunfteien wie KSV oder Schufa. Wer einen niedrigen Score-Wert oder sogar einen Negativeintrag aufweist, wird bei der Kreditvergabe arge Schwierigkeiten bekommen. Bei einem Gemeinschaftskredit bietet sich die Möglichkeit, die Kreditwürdigkeit und damit die Chance auf einen Kredit zu erhöhen. Da die Darlehenslast geteilt wird, sinkt das Risiko der Bank und damit die Anforderung an den Score der Kreditnehmer.
Weiters macht ein Gemeinschaftskredit Sinn, wenn einem Ehepartner allein die benötigten Sicherheiten für einen Kredit fehlen. Sind keine typischen Kreditsicherheiten wie beispielsweise
- eine Abtretung von Forderungen,
- die Verpfändung von Wertpapieren und Guthaben,
- Bürgschaften, oder
- eine Sicherungsübereignung
vorhanden ist der zweite Kreditnehmer, vielfach sogar die einzige Möglichkeit, ein Darlehen überhaupt zu erhalten.
Warum vergeben Banken gerne Gemeinschaftskredite?
Dass Gemeinschaftskredite in nahezu jedem Darlehensfall von Banken gerne gesehen werden, ist verständlich. Beim Einzelkredit muss lediglich ein Kreditnehmer mit seinem Einkommen für die Rückzahlung des Darlehens geradestehen. Beim Gemeinschaftskredit hingegen erzielen in der Regel beide Kreditnehmer Einkommen, die zur Rückzahlung des Darlehens genutzt werden können. Dies funktioniert allerdings nur, wenn es sich um feste Einkommen handelt.
Der wesentliche Vorteil für die Banken beim Gemeinschaftskredit ist das – zumindest statistisch gesehen – geringere Ausfallrisiko. Davon können auch Sie Kunde in vielen Fällen profitieren, denn Banken sind bei Gemeinschaftsdarlehen bereit, diese zu günstigeren Konditionen anzubieten. Mitunter kann es daher sogar sinnvoller sein, wenn Sie als Ehe- oder Lebenspartner bisher laufende Einzeldarlehen zu einem größeren Gemeinschaftskredit zusammenfassen.
Folgende Vorteile ergeben sich also für Banken und Kreditnehmer in Sachen Gemeinschaftskredit:
- Das Ausfallrisiko ist statistisch niedriger.
- Zwei oder mehrere Personen stehen mit ihrem Einkommen für die Darlehensschuld ein.
- Die Zinskonditionen sind meistens deutlich günstiger.
- Eine Zusammenlegung von Einzelkrediten kann sinnvoll sein.
Gemeinschaftskredit beim Konsumkredit für die Familie
Gerade in vielen Familien sind die Konsumwünsche groß und die Haushaltskasse eher spärlich gefüllt. Früher oder später fallen Kosten an, für die das gemeinsame Ersparte nicht ausreicht. Dann sorgen Verbraucher- oder Konsumentenkredite für die nötige Finanzspritze – das belegt die Zahl stetig steigender Ratenkredite in Österreich.
Zu diesen Ratenkrediten gehören zunehmend auch Gemeinschaftskredite. Nehmen Ehepartner gemeinsam höhere Kreditsummen auf, profitieren diese zusammen mit dem Kreditgeber von einer steigenden Sicherheit. Das Risiko eines Zahlungsausfalls sinkt deutlich, wenn monatliche Raten als Kreditgemeinschaft getragen werden. Denn die Verantwortung und Pflicht der Rückzahlung wird dementsprechend auf zwei – oder mehrere – Kreditnehmer in der Familie verteilt.
Durch das verringerte Ausfallrisiko besteht für Finanzinstitute wiederum die Möglichkeit, solche Kredite zu attraktiven Konditionen anzubieten. Gemeinschaftskredite sind im Regelfall günstiger als ein vergleichbarer Ratenkredit – das senkt die Zinskosten für Familien erheblich.
Tipp: Für Banken ist es übrigens unerheblich, ob es sich in Sachen Gemeinschaftsdarlehen um einen klassischen Konsumkredit, einen Autokredit oder eine Einrichtungsfinanzierung handelt. Die Gemeinschaftskredite von Banken sind in aller Regel nicht zweckgebunden.
Gemeinschaftskredit bei der Baufinanzierung für Eheleute
Ein Gemeinschaftskredit kann für Ehepartner auch insbesondere für eine wichtige Großanschaffung wie den Erwerb einer Immobilie eine finanzielle Entlastung darstellen. Benötigen Sie zum Bau oder Kauf von Haus und Wohnung hohe Kreditbeträge über viele Jahre hinweg, lehnen viele Banken in Österreich die Kreditanfrage einer einzelnen Person aufgrund des Ausfallrisikos ab – oder verlangen einen deutlichen Risikoaufschlag bei den Zinsen.
Bei einem Gemeinschaftskredit ist dies deutlich seltener der Fall. Folglich macht dieser als Immobilienkredit mit hohen Kreditsummen besonders Sinn. Nehmen zwei Kreditnehmer die Summe auf, wird die Darlehensschuld auf beide aufgeteilt und sorgt für finanzielle Erleichterung beider Partner.
In vielen Fällen ist ein Gemeinschaftsdarlehen erst die Eintrittskarte, um das Traumhaus günstig zu finanzieren oder eine Bestandsimmobilie aufwändig wieder in Schuss zu bringen. Im Schnitt liegt die Höhe der benötigten Kreditsummen in Österreich bei einer halben Million Euro und mehr. Hier kann jedes zehntel Prozent Zinsersparnis über die Jahre hinweg viele Tausend Euro bedeuten.
TIPP: Gemeinschaftskredite in Sachen Immobilienfinanzierung eignen sich übrigens nicht nur für Ehepaare – bei den Kreditnehmern kann es sich auch um Lebensgefährten oder Eltern und Kinder handeln. Auch Wohngemeinschaften können einen gemeinsamen Kredit aufnehmen, um beispielsweise Renovierungen zu finanzieren. Wichtig: Ein Schriftstück mit einem Notar aufsetzen, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.
Gemeinschaftskredit: Was sollten Kreditnehmer unbedingt beachten?
Bei Ehepaaren nehmen ist es meist selbstverständlich, einen Kredit zusammen aufnehmen, gemeinsam von dieser Finanzierungsart zu profitieren und auch deren Lasten und Pflichten qua Recht zu teilen. Anders stellt es sich dar, wenn Gemeinschaftsdarlehen mit Lebenspartnern, Freunden oder Bekannten abgeschlossen werden. In diesem Fall sollte die gemeinsame Kreditaufnahme nicht aus reiner Gefälligkeit erfolgen, sondern ein gemeinsames Projekt dahinterstehen, bei dem im Idealfall beide Kreditnehmer zu gleichen Teilen vom vergebenen Darlehen profitieren.
Insbesondere folgende Punkte sollten Sie in Sachen Gemeinschaftskredit unbedingt beachten:
Haftung bei Zahlungsausfall: Fallen eine oder mehrere monatliche Zahlungen aus, möchte die Bank natürlich das Kreditkonto weiterhin ausgeglichen sehen. Dabei kann das Kreditinstitut sich an beide Kreditpartner unabhängig voneinander wenden, um einen Ausgleich des Kontos zu erwirken. Das bedeutet im Falle eines finanziellen Ausfalls einer Person die doppelte Belastung droht. Das gilt insbesondere dann, wenn die Vereinbarung zur Rückzahlung nicht notariell festgelegt wurde.
Da sich die Bank in der Praxis jeweils an denjenigen wendet, von dessen Seite sie sich am ehesten den Ausgleich des Kontos erwartet, ist es wichtig via Partnerschaftsvertrag zu klären, wer in welchem Maße für die Rückzahlung aufkommt. Dieser Vertrag sollte im besten Fall bereits vor der Aufnahme des Darlehens unterzeichnet werden und gilt dann rechtsverbindlich für beide Seiten.
Trennung bzw. Scheidung: Haben Ehepartner gemeinsam einen Kredit aufgenommen, haften sie auch nach einer Scheidung beide für die Erfüllung der Kreditverpflichtungen. Nimmt nur ein Partner den Kredit auf, stehen sie oder er bei einer Scheidung allein da.
Gleiches gilt für sonstige Lebenspartnerschaften. Wurde der Kredit gemeinsam abgeschlossen, stehen auch hier nach einer Trennung beide Partner in der Pflicht. Allerdings lässt sich auch für den Fall des Scheiterns der Beziehung im Vertrag die finanzielle Verpflichtung in der Partnerschaft regeln. Dies ist besonders zu empfehlen, wenn der Kredit nur einer Seite zugutekommt.
Bürgschaft als Alternative: Eine gängige Alternative zum gemeinsam aufgenommen Kredit ist die Haftung per Bürgschaft. Hierbei übernimmt ein Dritter die Kreditverbindlichkeiten und sichert vertraglich zu, im Falle eines Ausfalls für Ausgleich zu sorgen.
Grundsätzlich kann jeder eine Bürgschaft übernehmen, bei dem die Bonitätsprüfung entsprechend positiv ausfällt. Eine Bürgschaft durch Angehörige, Freunde, Bekannte und Co. wird von Banken also immer nur dann akzeptiert, wenn deren Zahlungsfähigkeit tatsächlich auch gegeben ist. Bei Ehepartnern und Eltern kann eine Bürgschaft allerdings als sittenwidrig angesehen werden: Auch wenn die Zahlungsfähigkeit gegeben ist, werden diese im Zweifelsfall oft aus einer emotionalen Bindung heraus übernommen.
Fazit: Der Trend geht zum Gemeinschaftskredit
Gemeinschaftskredite gehen mit einem geringeren Risiko und besseren Konditionen als klassische Finanzierungen einher. Da sich mindestens zwei Personen an dem Kredit beteiligen, kann das Risiko eines Ausfalls entscheidend minimiert werden. Dadurch zeigen sich Banken bereit, entsprechende Kredite zu vergleichsweisen günstigen Konditionen anzubieten. Für die einzelnen Kreditnehmer stellt dies eine Erleichterung bei der Darlehenslast dar.
Möchte Sie etwa als Familie oder Ehepaar Anschaffungen des Alltags tätigen, haben auch beide Ehepartner separat das Recht, einen Ratenkredit aufzunehmen. Vorwiegend beim klassischen Konsumkredit ist der Einzelkredit noch immer häufiger zu finden als der Gemeinschaftskredit. Anders verhält es sich im Geschäftskundenbereich oder bei der Immobilienfinanzierung. Sind Sie hier zu gleichen Teilen Kreditnehmer, steigt die Möglichkeit auf die Zusage eines kostengünstigen Baudarlehens deutlich – gerade in der aktuell angespannten Zinslage am Baumarkt ein wirklicher Vorteil.
So ist es kein Wunder, dass immer mehr Privatpersonen auf die Vorteile des Gemeinschaftskredits aufmerksam werden. Dementsprechend haben viele Banken in Österreich reagiert und bieten Gemeinschaftskredite mittlerweile aufgrund des geringeren Ausfallrisikos zu attraktiven Konditionen an. Letztlich eine Win-win-Situation für beide Seiten.
Video: Wie komme ich aus einem gemeinsamen Kredit wieder heraus? Wir geben die Antwort!
Quelle: Decker und Böse / YouTube
FAQ Gemeinschaftskredit
Kann man zu zweit einen Kredit aufnehmen?
Grundsätzlich ja, denn wer als zweiter Kreditnehmer auftreten kann, ist gesetzlich nicht festgelegt. Üblicherweise werden solche Kredite von (Ehe-)Paaren aufgenommen, aber es können auch andere Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte als Mitdarlehensnehmer infrage kommen.
Was ist besser, ein oder zwei Kreditnehmer?
Verfügt der zweite Kreditnehmer über eine gute Bonität, erhalten sie gemeinsam in der Regel bessere Konditionen als ein alleiniger Kreditnehmer. Konkret kann der Zinssatz für einen Gemeinschaftskredit geringer ausfallen, was die Zinskosten senkt und den Kredit letztendlich billiger macht.
Kann ich, wenn man verheiratet ist, einen Kredit allein aufnehmen?
Einen Kredit ohne Ehepartner aufzunehmen, ist immer möglich. Da Sie mit der Eheschließung auch rechtliche Verpflichtungen eingehen, sind die Voraussetzungen für die Kreditaufnahme ohne Zustimmung Ihres Ehepartners allerdings höher angesetzt. In der Regel sollte dies im Vertrag geregelt werden.
Wie kommt man aus einem gemeinsamen Kredit raus?
Generell müssen die Personen den Kredit abbezahlen, die auch den Kreditvertrag unterschrieben haben – dies gilt auch im Fall einer Trennung oder Scheidung. Allerdings kann einer der Eheleute oder Kreditpartner mit Einverständnis des jeweils anderen per Haftungsentlassung aus dem gemeinsamen Kredit aussteigen.
Was passiert mit einem gemeinsamen Kredit bei Trennung oder Scheidung?
Beim Gemeinschaftskredit gilt rechtlich prinzipiell eine gesamtschuldnerische Haftung. Das bedeutet, dass der Ratenkredit auch nach der Scheidung oder Trennung von mindestens einem der Kreditnehmer bedient werden muss. Zahlt der Ex-Partner nicht mehr, kann die Bank die Schulden von Ihnen einfordern. Ein gemeinsam aufgenommener Kredit sollte möglichst auf den künftigen Einzelschuldner umgeschrieben werden. Ansonsten haftet der andere Schuldner für die Rückzahlung auch weiterhin mit.