Wie sieht es in Sachen Inflation in Österreich aus?
Rund drei Prozent Teuerungsrate in den EU-Staaten, gar über vier Prozent bei unserem Nachbarn Deutschland: 2021 geht das Inflationsgespenst um. Das einstige Inflationsziel der EZB von zwei Prozent ist längst überschritten. Und in Österreich? Hier legen die Verbraucherpreise 2021 um voraussichtlich 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu – Tendenz steigend.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrundwissen zum Thema Inflation
Zu Zeiten des Schilling war Inflation in Österreich nur selten ein Thema. Mit der Einführung des Euro nahm die allgemeine Steigerung der Preise rasant an Fahrt auf. Und spätestens seit der Bankenkrise 2008 und der Corona-Pandemie wird die Inflationsrate auch hierzulande zur Dauerbedrohung. Wie Inflation entsteht, wie sie berechnet wird und welche Folgen eine hohe Inflationsrate hat – das und mehr erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Inflation: was bedeutet das?
Inflation meint einen generellen Anstieg der Preise von Waren und Dienstleistungen. Man bekommt weniger Güter für das gleiche Geld – das Geld wird weniger wert.
Eine allgemeine Erhöhung des Preisniveaus: Das bedeutet nicht nur einzelne Produkte werden teurer, sondern alle Waren und Dienstleistungen insgesamt. Für denselben Geldbetrag bekommen wir also im Alltag weniger als vorher – egal ob Energie, Lebensmittel, Kleidung, Auto oder Wohnung.
Das Gegenteil der Inflation – also sinkende Preise und steigende Kaufkraft des Geldes – nennen Ökonomen die Deflation.
Inflation: die Ursachen und mögliche Folgen
Wie entsteht Inflation?
Aber wie kommt es nun zu dieser Inflation? Dafür kann es unterschiedliche Faktoren geben. Beispielsweise, wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot. Oder die Geldmenge im Allgemeinen zunimmt.
Aktuell wird die Teuerung in Österreich und Europa allen voran von gestiegenen Energiepreisen angeheizt. Die Weltkonjunktur erholt sich rasch vom Corona-Schock 2020. Der Energiehunger rund um den Globus ist entsprechend groß. Auch in vielen anderen Bereichen stehen Angebot und Nachfrage in einem ähnlich großen Missverhältnis. Grund: Lieferengpässe für Industrie und Einzelhandel – bei Rohstoffen, Vorprodukten und Waren des täglichen Bedarfs.
Zu guter Letzt tut die expansive Geldpolitik der Notenbanken ihr Übriges. Allen voran die EZB flutet den Markt seit Jahren mit unvorstellbaren Geldmengen – durch extrem, niedrige Leitzinsen und großangelegten Anleihenkäufe. Das lässt die Kaufkraft des Euro schwinden.
Welche Arten von Inflation gibt es?
Grundsätzlich unterscheidet man also drei verschiedene Arten der Inflation:
Angebotsinflation: Plötzlich sind weniger Waren und Dienstleistungen im Angebot – beispielsweise, weil die Rohstoffpreise gestiegen sind oder es Probleme mit der Produktion gibt. Die wenigen verbliebenen Produkte werden von den Unternehmen dann zu höheren Preisen verkauft.
Nachfrageinflation: Konsumenten auf einmal mehr Waren und Dienstleistungen kaufen, etwa um sich mit Lebensmitteln für eine Krise einzudecken. Die Unternehmen aber kommen mit der Produktion nicht schnell genug nach. Die Nachfrage übersteigt das Angebot und die Preise steigen.
Geldmengeninflation: Je mehr Geld im Umlauf ist, desto weniger Kaufkraft besitzt ein einzelner Euro. Bei der Geldmengeninflation nimmt die Menge an Geld zu. Zentralbanken pumpen Geld in die Märkte, um die Wirtschaft anzukurbeln. Geld verliert insgesamt an Wert und die Preise steigen.
Meist wirken mehrere Inflationsarten zusammen und die Preissteigerung lässt sich nicht auf einen einzelnen Faktor zurückführen.
Welche Folgen hat Inflation?
Die steigende Geldentwertung hat sowohl Folgen für die Wirtschaftslage als Ganzes als auch für jeden einzelnen Konsumenten. Schuldner sowie Besitzer von Sachvermögen und Immobilien profitieren. Zu den Verlierern gehört die Mittelschicht, insbesondere Arbeitnehmer und Pensionisten, aber auch Sparer.
Allgemeine Wirtschaftslage: Eine leichte Inflation wirkt sich positiv auf das Wirtschaftswachstum aus. Konsumenten erwarten, dass der Geldwert abnimmt, und geben das Geld lieber früher aus. Hohe Inflation hat jedoch negative Folgen für die Wirtschaft – ein starker Preisanstieg führt zu Unsicherheit in Bevölkerung und Unternehmen, die Teuerung kann schlimmstenfalls komplett außer Kontrolle geraten.
Schreckgespenst der Hyperinflation: Dies führt in der Folge zu Hyperinflation, wo die Preise Monat für Monat astronomisch klettern und am Ende sogar in einer Währungsreform enden, weil die alte Währung kaum mehr Wert besitzt. In Österreich kam es von 1919 bis 1924 zu einer Hyperinflation, in der Folge wurde dann die fast wertlose Krone durch den Schilling ersetzt.
Gewinner der Inflation: Wer Schulden hat, der profitiert. Denn die Schuldsumme bleibt, deren realer Wert aber sinkt. Vor allem hoch verschulden Staaten und Konsumenten mit langfristigen Verbindlichkeiten hilft die Inflation ihre Schulden schneller loswerden. Auch wer große Vermögen besitzt, kann Preissteigerungen gelassen entgegensehen – große Geldmengen lassen sich problemlos in Sachwerten wie Immobilien anlegen, die kaum an Wert verlieren.
Verlierer der Inflation: Wer hingegen ein festes Einkommen bezieht, der verliert. Insbesondere betrifft dies Arbeitnehmer, Pensionisten oder Arbeitslose. Löhne und staatliche Zahlungen werden gar nicht, gering oder verzögert an die Inflation angepasst – folglich können sich diese Gruppen immer weniger leisten. Weiters leiden auch Sparer mit einem kleinen Sparvermögen unter der Geldentwertung: Geld am Sparbuch oder die private Altersvorsorge sind plötzlich weniger wert.
Inflation: wie wird sie gemessen?
Wie lässt sich nun messen, ob und wie viel die Preise pro Jahr gestiegen sind? Zu diesem Zweck arbeiten Ökonomen mit einem durchschnittlichen Warenkorb und dem sogenannten Verbraucherpreisindex:
Der durchschnittliche Warenkorb
Die Inflation kommt bei Konsumentinnen und Konsumenten unterschiedlich an. Die einen fahren täglich Auto und spüren besonders steigende Benzinpreise. Andere kleiden sich gerne mit neuester Mode und bemerken die anziehenden Stoffpreise. Wiederum andere treffen vor allem die Preissteigerungen bei Tabakwaren oder Spirituosen.
Fiktiver Warenkorb: Zur Messung der allgemeinen Inflation wird daher in der Regel ein fiktiver durchschnittlicher Warenkorb von privaten Haushalten erstellt. Dieser enthält Lebensmittel, Kleidung, Elektronikartikel, Wohnkosten – kurz: alle Güter und Dienstleistungen, die die Österreicherinnen und Österreicher im Durchschnitt konsumieren. Für diesen Warenkorb wird monatlich der Gesamtpreis ermittelt, um daraus die monatliche bzw. jährliche Inflation zu berechnen.
Der Verbraucherpreisindex
VPI in Österreich: Zum Vergleich der Preise verwendet man den Verbraucherpreisindex (VPI) – also die jährliche Steigerungsrate in Prozent: Häufig ist von der sogenannten Indexanpassung zu lesen, beispielsweise bei Mietzins, bei Versicherungsbeiträgen oder beim Einkommen. Hierbei werden die Zahlungen an die allgemeine Teuerung angepasst. Steigt der VPI beispielsweise um 2,3 %, werden auch Mietvorschreibungen oder Versicherungsbeiträge um 2,3 % angehoben.
HVPI der EU: Neben dem österreichweiten VPI gibt es noch den sogenannten harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Dieser wird EU-weit auf die gleiche Weise ermittelt. Somit lässt sich mit dem HVPI die Teuerung der einzelnen EU-Länder vergleichen.
Beispielrechnung
Anhand des durchschnittlichen Warenkorbes lässt sich die Inflation einfach berechnen. Angenommen, der Warenkorb kostete zu Beginn 2020 genau 750 Euro. Ein Jahr später kostet der gleiche Warenkorb 775 Euro. Dann lassen sich Inflationsrate und Verbraucherpreisindex anhand folgender Formel berechnen:
Inflationsrate (Neuer Preis/Alter Preis) * 100 – 100 = Inflationsrate |
Verbraucherpreisindex (VPI) Der VPI von 2021 (auf Basis von 2020) beträgt dann: 103,3 |
Inflation in Österreich: die Entwicklung seit 2010
Zur Messung der allgemeinen Inflation verwendet man die Inflationsrate. Diese geigt auf, um wie viel Prozent die Preise gestiegen sind. Kostet beispielsweise ein Einkauf in einem Jahr 500 Euro und im nächsten 515 Euro, beträgt die Inflationsrate 3 %.
Die Inflation in Österreich schwankte in den letzten Jahren zwischen knapp 0 % und 4 %. Ein Preisanstieg um die 2 % gilt als normal und ist auch das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB).
Durchschnittliche Jahresinflation in Österreich von 2010 bis 2020
Jahr |
Jährliche Inflationsrate in Österreich |
2010 |
1,9 % |
2011 |
3,3 % |
2012 |
2,4 % |
2013 |
2,0 % |
2014 |
1,7 % |
2015 |
0,9 % |
2016 |
0,9 % |
2017 |
2,1 % |
2018 |
2,0 % |
2019 |
1,5 % |
2020 |
1,4 % |
Quelle: Statistik Austria
Inflation 2021: Wie die Tabelle zeigt, unterliegt die jährliche Inflationsrate großen Schwankungen.
Laut der aktuellen Prognose des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) vom Oktober 2021 werden die Verbraucherpreise in Österreich im Jahr 2021 voraussichtlich um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen.
Inflation 2022: Für 2022 wird eine stärkere Teuerung um 3 Prozent erwartet. Österreichische Nationalbank (OeNB), Bundesministerium für Finanzen (BMF), Internationaler Währungsfonds (IWF) und andere namhafte Institutionen prognostizieren hier für Österreich teils deutlich geringere Inflationsraten: Allen gemein ist aber ein anhaltend hohes Inflationsniveau in den kommenden Jahren.
Quelle: Statista.com
Corona-Krise: kommt jetzt die große Inflation?
Unter der Corona-Krise seit 2020 leiden Wirtschaft, Soloselbstständige und Arbeitnehmer besonders hart. Die EU und die Europäische Zentralbank (EZB) versuchen die Krisenfolgen mit Milliardenprogrammen abzufedern. Allein Österreich stützte die heimische Wirtschaft seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie mit über 30 Milliarden Euro. In den USA wurden sogar knapp zwei Billionen Dollar für Corona-Maßnahmen budgetiert, hinzu kam ein Infrastrukturprogramm von einer Billion Dollar.
Knappheit im Warenverkehr: Logistische Ungleichgewichte bei Containerschiffen, unfallbedingte Blockaden und witterungsbedingte Missernten führen weltweit zu unterbrochenen Lieferketten und geringeren Frachtraten in vielen Bereichen. Partielle Warenknappheit und Preisanstiege sind hier die Folge.
Steigende Energiepreise: Weiters gibt es starke Basiseffekte bei Rohöl, diversen Energie-Rohstoffen sowie bei Industriemetallen. Deren Preise sind im vergangenen Jahr besonders stark gestiegen. Vor allem der volatile Energiepreisanteil im HVPI des Euroraums bewirkte einen Inflationsanstieg von 0,9 % im Jänner auf 3,0 % im August 2021. Für Europas größte Volkswirtschaft Deutschland sind sogar Inflationsraten um die 5 Prozent in diesem Jahr als möglich.
Steigende Verbraucherpreise als zwischenzeitliche Erscheinung
Ökonomen sind optimistisch: Aus Sicht vieler Ökonomen handelt es sich dabei aber um vorübergehende Phänomene. Mit dem Abebben der Corona-Pandemie 2021 und dem Auslaufen von Sonderfaktoren wie Mehrwertsteuersenkungen dürfte die Inflation wieder sinken. Eine gefährliche Aufwärtsspirale in Sachen Inflation durch ansteigende Löhne und Preise sehen Ökonomen zurzeit nicht.
Notenbanken noch gelassen: Auch die Notenbanker, egal ob von Fed oder EZB, scheinen dies bislang zu glauben. Anders sind die monatlichen Anleihen-Ankäufe und historisch niedrige Leitzinsen nicht zu erklären. Selbst die Bondmärkte, vor allem die Renditedifferenz zwischen normalen und inflationsgeschützten Anleihen, preist dies ein, denn die eingepreiste Inflationsrate im Markt liegt weit unter der tatsächlichen.
Viel von den erwarteten Konjunkturprogrammen und Lieferkettenunterbrechungen sind in den aktuellen Rohstoffpreisen bereits enthalten. Auch der aktuelle Preisschub durch die Knappheit an den Rohstoffmärkten dürfte bei Ausweitung von Produktionskapazitäten und Maßnahmen zur Verringerung des Materialverbrauchs spätesten 2023/ 2024 sein Ende finden.
Inflationseffekte für 2022: Unsicherheiten bestehen aber weiterhin für das Jahr 2022 durch Zweitrundeneffekte einer Lohn-Preisspirale. Doch wie stark Löhne und Gehälter in Österreich und der EU sich verteuern, bleibt abzuwarten.
Genauso, wie stark die Pricing-Power der Unternehmen wirklich ist. Können Produzenten und Handel höhere Kosten tatsächlich an die Konsumenten abwälzen? Oder müssen Unternehmen aufgrund des Wettbewerbs einen Teil der Verteuerung selbst einpreisen. Im letzteren Fall wäre die Preis-Kosten-Schere der Unternehmen nachhaltig beschnitten und die Teuerungsraten fielen deutlich geringer aus.
Inflation nach 2022: wie geht es weiter?
Was viele Konsumenten aktuell umtreibt, ist die Frage: Bleibt die hohe Inflation auch nach 2022 ein Thema in Österreich? Hier gibt es gute Gründe, aber es sprechen auch Argumente dagegen:
Faktoren für eine Fortsetzung aktueller Inflationstendenzen:
- Zeitverzögerungen in der Weitergabe von Rohstoffpreissteigerungen
- Lieferverzögerungen durch Containerknappheit und Blockaden
- Ernteeinbußen durch Umweltkatastrophen und Streiks
- Personalmangel quer durch alle Branchen
- Rohstoff- und Mikrochip-Knappheit in Schlüsselindustrien
- Anhaltendes Geldmengenwachstum (aktuell jährlich um 10 bis 14 %)
Argumente gegen eine fortschreitende Inflation
- Schweinezykluseffekte: Schneller Kapazitätsausbau stoppt das Angebotsdefizit oder führt sogar zu Überschüssen.
- Gegenteilige Basiseffekte: Rasche Preisumkehr ausgehend von der aktuell hohen Preisbasis.
- Drohende Pleitewelle: Vermehrte Lagerabverkäufe nach Ablauf von Stundungen und Sonderprogrammen.
- Weitere Lockdowns: Massenentlassungen und Pleitewellen infolge neuer Virusmutationen.
Welche Auswirkung hat die Inflation auf Wohnkredite?
Generell profitieren alle Kreditnehmer in Österreich von der Inflation: Denn der nominale Betrag ihres Kredits bleibt gleich, das Geld aber ist weniger wert. Somit sinkt die reale Schuldensumme und Kredite können leichter zurückgezahlt werden. Kredite lassen sich, quasi weg inflationieren.
Einkommen hinken hinterher: Allerdings steigen Löhne und Gehälter meist nur mit zeitlichem Verzug zur Inflation. In Österreich sind diese sind in den vergangenen Jahren nicht im gleichen Maße gestiegen wie die Verbraucherpreise. Wenn Sie also Ihren Wohnkredit durch ein regelmäßiges Einkommen finanzieren müssen, können Sie in den meisten Fällen nicht oder nur zum Teil von steigenden Inflationsraten profitieren.
Anlegerwohnungen profitieren: ganz anders die Lage bei Anlegerimmobilien. Wenn Sie Ihr Kapital in Wohnung oder Haus investieren und die Kreditraten durch Mieten finanzieren, haben Sie bessere Karten. Denn der Mietzins wird jedes Jahr verlässlich an den neuen Verbrauchpreisindex angepasst. Somit steigen die Mieten in gleicher Höhe zur Inflation, die Kreditsumme bleibt natürlich die gleiche.
Fixzins-Kredite von Vorteil: Mit dem Preisanstieg steigen auch die am Markt vorherrschenden Kreditzinsen. Bei Krediten mit variablem Zinssatz fressen somit die höheren Zinsen die Vorteile der Inflation wieder auf. Sie sollten also zwingend ihre Bauzinsen durch Fixzinsvereinbarungen absichern und einem drohenden Inflationsverlust vorbeugen. In der aktuellen Tiefzinsphase rentieren sich Wohnkredite mit langfristigen, fixen Zinsen besonders.
Welche Auswirkung hat die Inflation auf Spareinlagen?
Eine höhere Inflation schwächt nicht nur die Kaufkraft von Verbrauchern, sie betraft insbesondere Anleger und Sparer – und das gleich doppelt.
Mickrige Einlagezinsen: Sparbücher oder Tagesgeldkonten werfen aktuell kaum noch Zinsen ab. Das darauf geparkte Geld kann praktisch nicht vermehrt werden – im Gegenteil.
Steigende Geldentwertung: Denn durch die Inflation verlieren Spareinlagen Jahr für Jahr an Wert. Faktisch eine Enteignung von Sparern, die bei hoher Inflation beschleunigt wird.
Altersvorsorge in Gefahr: Insbesondere Sparer mit einem kleinen Sparvermögen leiden aktuell unter der Geldentwertung in Österreich. Das Geld am Sparbuch und die private Altersvorsorge ist dann plötzlich weniger wert. Bei länger anhaltender Inflation kann dies sogar die Vorsorge fürs Alter ins Wanken bringen.
Die gefühlte Inflation: wird wirklich alles immer teurer!?
Schließlich ist das Thema Inflation immer eine subjektive Angelegenheit. Fragt man Konsumenten auf den Straßen Wiens, haben die allermeisten den Eindruck, dass die Preise in Österreich enorm steigen: Das Leben wird immer teurer!
Das widerspricht aber in vielen Fällen nicht der tatsächlichen Teuerung, die wir im Alltag oft schlecht abschätzen können. Dann ist von der gefühlten Inflation die Rede – wofür es mehrere Gründe gibt:
- Bei Waren und Dienstleistungen des Alltags fällt es besonders auf, wenn sie teurer werden (Lebensmittel, Kleidung, Friseur…).
- Viele Zahlungen werden automatisch per Kontoeinzug abgewickelt, hier fallen Preisveränderungen kaum auf (Telefon- und Handyrechnungen, Versicherungen…).
- Weiters tragen einige Waren besonders stark zur Inflation bei, weil sie einen großen Teil der Ausgaben ausmachen (Wohnkosten, Energiekosten…).
- Schließlich ist das individuelle Konsumverhalten höchst unterschiedlich. Wer überwiegend inflationsanfällige Waren und Dienstleistung in Anspruch nimmt, empfindet die Teuerung besonders stark (hohe Spritpreise für Berufspendler…)
Fazit zum Thema Inflation
Wie viel Inflation ist gut und wann wird sie für uns zur Gefahr? Eine anhaltend hohe Inflationsrate hat ernste Folgen. Sie führt zur Verunsicherung bei Unternehmen und Konsumenten – Gift für jede Volkswirtschaft. Zentralbanken sind daher auf stabile Preise und eine geringe Inflation bedacht. Die Europäische Zentralbank (EZB) zielt seit längerem auf eine Inflationsrate im Bereich um 2 % pro Jahr ab. Nicht zuletzt, um einen gewissen Sicherheitsabstand zur Deflation zu wahren.
Denn eine Inflationsrate unter null – die sogenannte Deflation – wirkt sich ebenso negativ auf das Wirtschaftswachstum und letztlich auf uns Konsumenten aus. Diese ist von keiner Zentralbank erwünscht und wird seit Jahren mit einer anhaltenden Niedrigzinspolitik unterbunden.
Eine leichte Inflationsrate ist dagegen kein Grund zur Sorge. Zwar mag es ärgerlich sein, wenn das ein oder andere Lieblingsprodukt im Alltag wieder teurer geworden ist. Ein leichter Preisanstieg ist jedoch prinzipiell etwas Gutes – und optimal für die wirtschaftliche Entwicklung.
Entscheidend ist es natürlich, dass Löhne und Gehälter rechtzeitig angepasst werden, sodass die reale Kaufkraft jedes Einzelnen erhalten bleibt. Hier stehen vorderst die Tarifpartner und Gewerkschaften in der Verantwortung – notfalls kann auch die Zentralbank schnell auf die Bremse steigen und den Preisanstieg abmildern.
Video: Inflation steigt massiv an
Quelle: OE24.TV / YouTube
FAQ
Wie hoch ist die Inflation in Österreich 2021?
Laut der Prognose des WIFO, die im Oktober 2021 veröffentlicht wurde, werden die Verbraucherpreise in Österreich im Jahr 2021 voraussichtlich um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen. Für 2022 wird eine stärkere Teuerung von um die drei Prozent erwartet.
Wie stark wird die Inflation in den nächsten Jahren?
Im Jahr 2020 belief sich die durchschnittliche Inflationsrate weltweit auf rund 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Jahr 2021 wird die Inflationsrate weltweit auf rund 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert. Darüber hinaus kann mit weiteren Steigerungen gerechnet werden – auch in der EU und in Österreich.
Was passiert, wenn die Inflation steigt?
Inflation bezeichnet einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus. Verkürzt gesagt: Inflation herrscht, wenn die Preise für eine große Anzahl an Waren, Produkten und Dienstleistungen steigen und nicht wieder sinken. Passiert das, verringert sich die Kaufkraft des Geldes. Ein Euro ist also weniger wert.
Wer profitiert von einer hohen Inflation?
Inflation nützt Schuldnern und schadet Gläubigern. Denn mit der Geldentwertung schrumpft auch der reale Wert von Forderungen. Der größte Gewinner ist deshalb der Staat, Häuslebauer und Kreditnehmer. Dagegen schwächt die Inflation die Kaufkraft und frisst die meist niedrig verzinsten Sparguthaben auf.
Warum ist eine zu hohe Inflation schlecht?
Eine hohe Inflationsrate bremst Volkswirtschaft aus. Das Geld verliert an Wert, das Wirtschaftswachstum schrumpft, Unternehmen und Konsumenten werden in ihren Entscheidungen verunsichert. Preise und die Geldmenge in einer Volkswirtschaft sollen möglichst stabil bleiben, um eine zu hohe Inflation zu verhindern.
Was passiert bei einer Inflation mit Immobilien?
Im Zuge einer anhaltenden Inflation steigt der Preis von Immobilien, ebenso wie anderer Produkte. Hingegen verliert das Geld und alle monetären Anlageformen an Wert. Daher ist oft die Rede von einem Ausgleich der Geldentwertung durch die im Preis bzw. Wert steigenden Immobilien.